Dienstag, 21. Februar 2012

18.-19.2.2012 – Halbjahrescamp AFS

Obwohl die Halbzeit unseres Austauschjahres schon ein paar Wochen her ist, trafen wir uns an diesem Wochenende zum Halbjahrescamp von AFS. Dafür fuhren wir am Samstagmorgen um acht Uhr mit dem Reisebus in Richtung Grand-Remous, eine Stadt die viereinhalb Stunden von Amos entfernt in Richtung Süden liegt.

In Grand-Remous wurden wir von AFS-Freiwilligen von Mont-Laurier abgeholt und fuhren dann noch etwa 45 Minuten mit dem Auto zu einem Chalet das in einem Walt versteckt an einem kleinen See liegt. Dort warteten dann schon die anderen AFSer vom Komitee Mont-Laurier und Maniwaki. Das Chalet war bereits schön mit Québec Flaggen geschmückt.
Insgesamt waren wir während dem Wochenende also zwölf Austauschschüler; 1 Thailänderin, 1 Thailänder, 2 Neuseeländerinnen, 1 Deutsche, 1 Österreicher, 1 Spanier, 1 Italienerin, 1 Brasilianerin, 1 Finnin, 1 Däne, 1 Schweizerin. Das war super! Eigentlich sprachen wir immer Französisch, aber wir brachten uns gegenseitig auch immer wieder Sätze wie „Ich liebe dich“, „Hallo“ oder „Wie geht es dir?“ in den verschiedenen Sprachen bei.

Zu Beginn assen wir dann erst einmal Mittagessen und lernten uns gegenseitig ein wenig kennen. Es war sehr lustig mit dem Österreicher und dem Deutsch wieder einmal deutsch zu sprechen. Ständig mischten wir französische Wörter in unser Deutsch oder erinnerten uns nicht mehr an richtige Formulierungen. Trotzdem verstanden wir uns aber sehr gut.

Nach dem Mittagessen gab es eine kleine Gesprächsrunde mit einem der Leiter des Komitees in Mont-Laurier. Wir sprachen über unsere bisherigen Erfahrungen während dem Austausch und was wir so erlebt haben. Was für uns schwierig war, wie wir die Kanadier erleben und was wir noch erreichen wollen, bevor wir in nur noch viereinhalb Monaten schon wieder nach Hause zurückkehren werden.

Danach ging es an die grosse Mutprobe, denn wer kann schon für ein Austauschjahr im Norden Kanadas sein, ohne einmal in einem zugefrorenen See gebadet zu haben. Dazu machten die Männer dann erst einmal ein Loch in den See (mit Motorsäge) und wir heizten im Chalet das Foyer vor. Dann zogen wir uns alle in Badeanzüge um, erhielten noch ein paar Sicherheitsinformationen, machten Fotos von verrückten Leuten, die sich im Badeanzug im Schnee rollen… Dann ging es los, einer nach dem anderen badete zum ersten Mal in seinem Leben in einem zugefrorenen See. Ein einzigartiges Erlebnis, was ich nie wieder vergessen werde. Alleine schon aufgrund des dabei entstandenen Videos von uns allen, und vor allem wie wir dabei alle schreien und wie die Québécois fluchen. Es war sehr kalt! Dann wärmten wir uns anschliessend alle nach ein oder zwei Bädern im See wieder vor dem Kamin auf und redeten eine Weile über dies und jenes.

Alle sind bereit!

Es ist kalt!!!

Nach dem Abendessen spielten wir dann verschiedene Spiele, lernten von der Thailänderin wie man aus Küchenpapier schöne Rosen bastelt und gingen dann nach draussen um über dem Feuer Marshmallows zu machen. Dazu machten wir dann einige lustige Bilder von uns allen, aber nach einer Weile wurde auch das wieder zu kalt, so dass wir uns wieder im Chalet verkrochen und Spiele spielten.

Alle am Feuer

Spät in der Nacht, oder besser gesagt schon wieder Morgen, gingen wir dann nach einem langen Tag mit einem supertollen Erlebnis ins Bett, acht Mädchen in einem Zimmer, sehr eng, aber lustig. Ausserdem waren wir viel zu müde um da nicht schlafen zu können.

Am nächsten Morgen mussten wir dann schon wieder früh aufstehen, da wir aus Abitibi schon gegen Mittag wieder in den Norden fahren sollten. Also frühstückten wir gemeinsam und machten dann zum Nachtisch zum Frühstück (Kanadier können immer Nachtisch essen) „La tire de l’érable“, die wir auch schon vor ein paar Wochen im Nationalpark gemacht hatten. Dann ging es auch schon bald wieder ans verabschieden, denn Wochenenden sind einfach immer zu kurz und vor allem dann, wenn man immer noch diese riesigen Strecken zu fahren hat.

La tire de l'érable

Auf der Rückfahrt waren wir dann alle ein wenig traurig gestimmt, wie gerne wären wir noch länger mit dieser tollen Gruppe geblieben. Ich glaube uns fehlt ein wenig diese grosse AFS-Gruppe, die wir hier nicht haben. Wir sind in Amos bloss drei und Asadeh ist sogar ganz alleine in Rouyn-Noranda und es kommt nicht oft vor, dass wir Aktivitäten zusammen machen, da beide Städte eineinhalb Stunden voneinander entfernt liegen. Ausserdem kommen die meisten von uns aus Europa, da ist es schon was anderes, wenn man dann auch einmal auf Thailänder und Brasilianer trifft.

An diesem Wochenende habe ich wieder das gleiche erlebt wie bereits bei meinem Vorbereitungscamp in der Schweiz. Austauschschüler haben alle eine spezielle Art, wie sie mit Menschen umgehen. Wenn du in eine neue Klasse kommst, dann braucht es manchmal Wochen, gar Monate, bis man sich als Gruppe eingelebt hat, mit jedem die erste Konversation hat und Vertrauen in die Leute fasst. Mit AFS braucht das keine zwei Stunden, bis man anfängt auch über ernsthaftere Dinge zu reden. Man ist dem anderen gegenüber offen und bereit etwas anderes kennen zu lernen. Keiner sitzt alleine in einer Ecke und ist ausgeschlossen, alle reden mit allen und freuen sich darüber neue Menschen kennen zu lernen. Das ist etwas, das ich an AFS sehr schätze!

Ich hoffe sehr, dass ich die Leute von diesem Camp wieder sehen werde!

PS: Wie immer findet ihr auch hier wieder mehr Fotos noch auf meinem Facebook-Profil.

Montag, 6. Februar 2012

4.-5.2.2011 – Ein Wochenende lang typisch wie die Kanadier leben!

Am Freitagabend kam Asadeh zu mir, die in Rouyn-Noranada (eineinhalb Stunden von Amos entfernt) ihr Austauschjahr mit AFS macht. Wir bereiteten die letzten Sachen für das Wochenende vor und dann gingen wir einigermassen früh (1 Uhr) ins Bett um morgens ausgeschlafen zu sein.

Mehr oder weniger pünktlich ging es dann um 9 Uhr los. Benjamin, ein guter Freund von mir in Amos, und sein Vater holten uns ab. Nachdem wir dann noch Rasmus, einen weiteren Austauschschüler, abgeholt hatten ging es in Richtung „Parc d’Aiguebelle“, ein wunderschöner Nationalpark, der zwei Stunden von Amos entfernt liegt. Wir waren bereits im Sommer schon dagewesen (Bilder waren auf Facebook, wie auch auf meinem Blog zu finden), aber Winter ist in Québec halt noch einmal ganz anders und der Vater von Benjamin hatte vor einiger Zeit die Idee für diesen Ausflug.

Auf dem Weg zum Park kamen wir an einem Beobachtungsturm vorbei, der ehemals eigentlich zu einer der Minen gehörte, heute aber für Touristen (wenn dann mal welche sich nach Abitibi verirren) und Naturinteressierte noch weiterhin offen ist. Wir sind dann hoch gegangen und konnten einen ersten Blick auf die verschneite Landschaft geniessen. Auf dem entfernten See entdeckten wir Häuschen für das Eisfischen.

Blick vom Turm

Häuschen fürs Eisfischen

Rasmus, Asadeh, Yvon, Benjamin

Gegen 11 Uhr kamen wir dann im Park an und konnten direkt in unser Chalet „L’Éphémère“ einziehen. Jedoch war das wirklich nur eine Holzhütte und zu beginn war die Temperatur keineswegs unterschiedlich im Gegensatz zu draussen, so dass wir die ersten zwei Stunden noch in Schneeanzug und Winterschuhen blieben, bis der Kamin genug Wärme abgegeben hatte. Dann gab es eine schöne warme Suppe vom Campingkocher mit Toasts die auf dem Kamin getoastet wurden (Das sind die leckersten Toasts der Welt!).

Das Chalet

Trinkwasser?

Heizen des Chalets

Um 2 Uhr nachmittags ging es dann los zu unserer ersten Wanderung mit Schneeschuhen. Anfangs war das irgendwie komisch so Dinger unter den Füssen zu haben, aber nach einer Weile war es sehr angenehm und man kann so durch wunderschöne Waldstücke laufen, die man mit blossen Winterschuhen nicht einfach erreichen könnte. Wir liefen ein Stück durch den Park um an die Brücke zu gelangen, über die wir im Sommer bereits gelaufen waren, jedoch im Winter kann man nicht auf sondern unter der Brücke laufen, auf dem zugefrorenen Fluss. Auf dem Weg dahin schmissen wir uns ständig in den Schnee oder verpassten den Anderen „unabsichtliche“ Schneeduschen durch das Schütteln der schneebedeckten Äste. Es war dann schon ein wenig seltsam unter der Brücke zu stehen, auf der wir erst im Sommer noch oben gestanden haben und dachten, sie sei sehr hoch und eine von uns sogar Höhenangst hatte, von unten schien sie so klein und unbedrohlich, ganz anders als im Sommer. Dann ging es wieder zurück zu unserem Chalet, was wir gegen 5 Uhr erreichten. An diesem Tag hatten wir sechs Kilometer Schneeschuhlaufen hinter uns gebracht.

Erster Blick auf die Brücke!

Unter der Hängebrücke

Während Yvon daraufhin dann das Abendessen vorbereitete richteten wir anderen das Chalet so ein, dass es dunkel werden konnte, denn wir hatten in dem Chalet keine Elektrizität, bloss eine Petroleumlampe, also sollte man sich bereits bevor es dunkel wird den Schlafsack hinlegen und den Schlafanzug aus der Tasche kramen.

Im Kerzenschein gab es dann ein leckeres Ragout und Kartoffeln. Nie hätte ich in diesem Chalet solche Sachen gekochte, höchstens hätte ich weitere Toasts auf den Ofen gelegt, aber es schmeckte wie zu Hause und noch viel besser! Yvon hat sich echt wieder einmal selber übertroffen! Und das mit einem einfachen Campingkocher!

Nach dem Essen begann Yvon zu basteln. Erst verstanden wir alle nur Bahnhof, bis auf Benjamin, der natürlich schon wieder wusste, was das werden würde. Nach einer Weile begriff Rasmus dann, dass Yvon gerade dabei war einen kleinen Heissluftballon zu bauen. Anschliessend liessen wir ihn dann draussen fliegen, natürlich aber mit einer Schnur daran, auch wenn die nach einer Weile durchbrannte (für Naturschützer: keine Angst, es war so Windstill, dass er Ballon wieder kerzengerade zu uns herunterkam und wir alle Teile, wie es sich gehört, im Müll entsorgten). Das war echt schön wie der leuchtende Ballon über uns schwebte und vor allem sehr lange!

Gleich geht er hoch in die Luft...

...und er fliegt tatsächlich!

Da es so schön war draussen zu bleiben schlug Rasmus vor, dass wir ja noch ein wenig draussen bleiben könnten. Also nahmen wir das „Schneetrottinet“ und flitzten die Strasse durch den Park rauf und runter. Das „Schneetrottinet“ muss man sich ein wenig wie ein Hundeschlitten ohne Hunde vorstellen. Der Schlitten hat vorne einen Sitz und hinten zwei Kufen. So kann sich eine Person vorne hinsetzen, die andere schiebt hinten an, bis es schnell genug ist und stellt sich dann auf die beiden Kufen. Da die Strasse vor unserem Chalet dann lange ein wenig bergab ging waren immer zwei auf dem Schlitten, die anderen beiden versuchten sich gegenseitig einzuschneien oder die Personen auf dem Schlitten zu stören. Nach etwa zwei Stunden wurde das dann aber trotzdem ein wenig kalt und Yvon ging zurück ins Haus. Rasmus, Benjamin, Asadeh und ich blieben noch ein wenig draussen. Wir wollten schauen gehen, wie es bei den Schneeschuhwegen in der Nacht aussieht und spielten dann noch ein wenig im Schnee und machten Sprungfotos. Als wir dann durchgefroren wieder im Chalet ankamen hatte Yvon eine Überraschung vorbereitet, eine wirklich typisch kanadische Spezialität. Ahornsirup auf Eis, „De la tire d’érable“. Das kann man ganz einfach draussen machen, woher die Tradition eigentlich auch kommt, oder man macht sich eine Wanne mit Eis, so wie wir das gemacht haben. Dann giesst man den zäh aufgekochten Ahornsirup in Linien in den Schnee. Nach ein paar Minuten kann man den hart gewordenen Ahornsirup ganz einfach aus dem Schnee entfernen und wie einen Lutscher lecken. Mhmmm… Ahornsirup ist schon klasse, ich glaube ich werde in der Schweiz nicht mehr ohne den leben können, inzwischen esse ich den zu fast allem, sogar zu Bratkartoffeln oder Würstchen.

De la tire d’érable

Die nächsten Stunden verbrachten wir bis 2 Uhr mit dem Spiel „Carcassonne“, das meine Eltern meiner Gastfamilie und mir zu Weihnachten geschenkt hatten. Wir spielten mehrere Runden, da Rasmus nie gewann, aber immer ehrgeiziger wurde, auch noch gewinnen zu wollen und da den anderen das Spiel so gut gefiel. Hier sind solche Strategiespiele wie Siedler usw. eher selten und die Leute kennen das nicht wirklich.

Gegen zwei Uhr gingen wir dann noch nach ein wenig quatschen ins Bett. Während der Nacht legte jeder immer wieder ein wenig Holz nach, aber schlafen konnte man in dem ruhigen Wald, nur mit dem Knistern des Feuers und der ein oder anderen schnarchenden Person trotzdem super!

Am Sonntagmorgen standen wir dann gegen halb zehn auf, als Yvon schon wieder mit Spiegelei, Bratkartoffeln und Crêpes auf uns wartete. Wir genossen das leckere Frühstück und sassen lange bei einem schönen Gespräch beisammen, bis um 11 Uhr dann Isabel, die Frau meines AFS-Paten, und Christoph, dessen Sohn, der vor zwei Jahren in Holland für seinen Austausch war, zu uns kamen. Sie konnten leider nicht schon am Samstag kommen, kamen aber zur Freude aller am Sonntag noch.

Das Chalet, wenn auch wein wenig unaufgeräumt

Der Teil der Küche

Nachdem wir das Chalet aufgeräumt und alle Sachen ins Auto gepackt hatten ging es dann wieder auf den Schneeschuhen los, dieses mal eine zwar nur 5 Kilometer lange Strecke, die geht jedoch immer bergauf und bergab, so dass sie trotz allem anstrengender als die des ersten Tages war. Doch die Bemühungen haben sich gelohnt, als wir dann oben ankamen und den Blick über die verschneiten Ebenen geniessen konnten! Um den Berg dann auf der anderen Seite wieder hinunterzukommen, wählten wir dann jedoch überwiegend die Variante uns auf dem Hintern unterrutschen zu lassen, das war einfach viel praktischer als zu laufen, und sowieso viel lustiger.

Oben angekommen lohnt es sich die einmalige Aussicht zu geniessen

Wir sind oben!

Dann mussten wir uns auch schon bald wieder auf den Heimweg machen, denn trotz dem ich mir das hier auch wieder einmal aufs Sehnlichste gewünscht habe, sind die Wochenenden halt nun einmal nicht ewig lange. Gegen 5 Uhr kamen wir dann wieder müde, aber froh zu Hause an.

Das Wochenende war echt super, wir erlebten wirklich für Québec typische Tage – Schnee, Kälte, Natur, Schneeschuhlaufen, Schneetrottinet, Ahornsirup, Holzchalet, Plumpsklo, Campingkocher usw. Ich könnte die Liste von Worten, die dieses Wochenende umschreiben noch lange weiterführen, aber kurz gesagt; Es war das beste Wochenende was ich bisher in Québec erleben durfte, in Begleitung einer super Gruppe! Vielleicht lässt sich dann aber an diesem Platz noch kurz das französische Wort „Éphémère“ erklären. Das Wort steht zum Einen für eine Eintagsfliege, die jahrelang als Puppe lebt, jedoch dann nur kurze Zeit leben kann, zum anderen aber auch als Wort für „kurz, aber schön“. Und so war unser Wochenende, viel zu kurz, aber auch viel zu schön! Danke an euch alle, die jeden Tag mit uns hier in Québec leben und uns dieses unvergessliche Erlebnis hier leben lassen und uns begleiten!

Worterklärung auf Französisch

Sonntag, 5. Februar 2012

27.1.2012 – Les Anciens Canadiens VS Old Timers Amos

Heute war eine spezielle Hockeyveranstaltung in Amos, die ehemaligen Spieler der Canadiens sind nach Amos gekommen um ein Spiel gegen die Old Timer Mannschaft von Amos zu spielen. Seit einiger Zeit bereitete sich Amos auf diesen grossen Anlass vor, denn grosse Veranstaltungen sind hier eigentlich nur selten an der Tagesordnung.

Einige meiner Freundinnen haben getanzt oder als Cheerleader mitgemacht, andere waren Schiedsrichter, wieder andere haben bei der Getränkeausgabe mitgeholfen. Amos hat sich bewegt!

Der gesamte Erlös der Veranstaltung ging an das Zentrum für Suizidprävention in Amos, denn Suizid ist, wie leider einige Statistiken bestätigen, in den nördlicheren Ländern ein grosses Thema. Tickets wurden also zu Preisen zwischen 25-100$ verkauft und alles ging an dieses Zentrum. Das Motto war « Un ami, un parent, un camerade de travail Y PENSE! » (Ein Freund, ein Elternteil, ein Freund von der Arbeit DENK DARAN). Jeden Tag nehmen sich, alleine in Québec (ungefähr gleiche Bevölkerungszahl wie die Schweiz), drei Menschen das Leben.

Bereits auch in der Schule hatten wir Veranstaltungen zur Suizidprävention. Irgendwie kennt hier jeder mindestens jemanden der sich das Leben genommen hat oder ist vielleicht sogar nahe davon betroffen. Auch ich musste seit meiner Ankunft ein paar mal nahe davon mitkriegen, was für mich anfangs schwierig war, denn aus der Schweiz war ich das nicht so gewohnt, dass es so oft vorkommt und man mir ständig irgendwelche Geschichten von Freunden oder Bekannten erzählt, die sich das Leben genommen haben, oder es versucht haben. So hatten wir in der Schule Anfang des Jahres ein Plakat mit Handabdrücken gemacht, jeder in der Farbe, die für ihn Leben bedeuten. Dieses Plakat hängt seit dem nun in unserer Aula.

Das Hockeyspiel war dann ziemlich lustig! Die Favoriten standen ja vorher schon fest, deshalb wurde es dann mehr zu einem Freundschafts- und Spassspiel. Wenn ein Freistoss gespielt wurde, hat ein anderer Spieler einen Schläger reingeschmissen, damit der andere Spieler der gegnerischen Mannschaft noch einen Vorteil bekommt und ähnliche Sachen passierten noch. Ende der zweiten Periode haben dann fünf neunjährige Kinder gegen die Canadiens gespielt. Ein Traum jedes kanadischen Kindes. Und ganz schlecht haben sie sich nicht einmal geschlagen! Das lustige war, dass die Kinder ja wirklich sehr klein sind, aber sehr motiviert, doch wenn sie versuchen schnell über das Eis zu skaten dann muss einer der Männer nur den Arm ausstrecken und sich das kleine Kind mal eben auf die Schulter nehmen und über die Bande aus dem Feld stellen. Die ganze Arena hat sich in diesen fünf Minuten prächtig amüsiert! Aber zur Freude der Kinder gab es dann ein Foto, ganz alleine mit den Canadiens!
Schlussendlich gewannen die Canadiens mit 13 zu 9 gegen die Old Timers von Amos.

Vom 5. – 11. Februar ist provinziale Woche für Suizidprävention, dann werden wir bestimmt auch wieder Veranstaltungen und Aktivitäten zu diesem Thema in der Schule haben.

Donnerstag, 2. Februar 2012

15.1.2012 – Verirrt mit dem Ski-doo -> 326 Kilometer

Ich habe erst lange darüber nachgedacht, ob ich das wirklich auf meinen Blog schreiben soll, denn irgendwie ist die ganze Geschichte zwar lustig, aber sie hätte auch ganz anders ausgehen können. Deswegen, keine Angst, ich lebe noch und mir geht es sehr gut!

Nachdem ich zum ersten Mal mit dem Ski-doo unterwegs war und mein Gastvater da nur eine kleine Route ausgesucht hatte, um zu sehen ob mir das gefällt, fragte er mich eine Woche später, ob ich mit ihm noch mal mitkommen möchte. Er wollte, dass wir zu seinen Eltern nach Val d’Or fahren, einen Kaffee trinken und dann zurück kommen. Theoretisch sind das pro Weg etwa 70 Kilometer und dauert ungefähr eineinhalb Stunden. Was dann aber passiert ist, schreibe ich in den nächsten Zeilen.

Um 11 Uhr brachen wir zu Hause auf. Vielleicht noch zu erwähnen, dass es ein wirklich schöner, sonniger Tag war, doch trotzdem mit -26° Celsius. Wir gingen noch eben tanken, dann düsten wir in Richtung Mont-Vidéo, wo wir bereits beim ersten Mal auch Halt gemacht hatten. Auf dem Weg dorthin begegneten wir dann auch noch der Ski-doo-Polizei. Das waren zwei Polizisten die auf ihren Ski-doos gewartet haben und Ausweiskontrollen gemacht haben, denn einen Ski-doo darf man offiziell nur dann steuern, wenn man einen Autoführerschein, oder eine spezielle Ski-doo-Prüfung gemacht hat. So kann man, bei fahrlässigem Verhalten, auch ganz schnell den Führerschein für das Auto verlieren. David fragte dann die beiden Polizisten welches der schönere Weg nach Val d’Or sei, denn in den Tagen davor hatte es viel geschneit und dann kommt es manchmal vor, dass die Wege nicht schön oder gar gesperrt sind. Sie empfahlen uns dann einen Weg, den wir dann daraufhin auch nahmen. Doch nach etwa 20 Minuten kamen wir an eine Y-Gabelung und keine Wegbeschreibung war daran. Gefühlsmässig entschieden wir uns für links… Doch diese Weggabelungen kamen immer wieder und der Weg wurde immer schlechter. Immer wieder kamen uns aber noch andere Leute auf Ski-doos entgegen. Wir fragten sie, wo es nach Val d’Or geht. Aber sie meinten bloss alle, dass man dem Weg folgen soll, dann würde man ziemlich schnell in einen der Vororte von Val d’Or kommen. Doch niemals kamen wir in diesem einen Vorort an und die Kilometeranzeige auf dem Ski-doo wuchs und wuchs und die Wege wurden noch schlechter. Mehrere Male blieben wir im Schnee stecken und wir mussten zu zweit den Ski-doo wieder rausziehen und es holperte und alles tat einem weh. Die Akkus in den Schuhen und Handschuhen gegen die Kälte gingen auch ihrem Ende nahe. Gegen vier Uhr nachmittags hatten wir immer noch keine Ahnung wo wir sind, eigentlich wollten wir um diese Zeit bereits wieder zu Hause in Amos sein. Doch wir konnten nicht einmal Natalie anrufen, da wir im Wald keinen Empfang haben. Irgendwann erreichten wir eine Strasse mit einer Kilometeranzeige. Da wurde uns ein wenig bewusst wo wir uns befanden, ganz woanders, schon viel weiter als Val d’Or, irgendwo in einem Naturpark, verloren. Dann begann die Tankanzeige zu piepen. Na super, noch Tank für 50 Kilometer. Mein Gastvater war sauer und fluchte nur noch, denn schliesslich muss er jeden Winter 300 Dollar für die Erlaubnis der Ski-doo-Pisten bezahlen, und wenn ein Québécois flucht, dann ist das immer sehr schön anzuhören, denn das können sie wirklich gut. Irgendwie schafften wir es dann anhand dieser Strasse nach Val d’Or zu gelangen, wo wir an der ersten Tankstelle erst einmal eine grosse Portion tanken gingen, doch es war schon gegen fünf Uhr nachmittags, also seit 6 Stunden sind wir bereits unterwegs gewesen. Wir versuchten dann via den See zu meinen Gastgrosseltern zu gelangen, doch der Schnee auf dem See war in den Tagen zuvor so schwer gewesen, dass das Eis an manchen Stellen gebrochen war und Wasser sich mit dem Schnee gemischt und zu Slush zugefroren war. Für den Ski-doo fast unmöglich zu überwinden. Wieder blieben wir ständig stecken. Nach weiteren 20 Minuten auf dem See schafften wir es dann endlich bei meinen Gastgrosseltern anzukommen, die schon mit Sorgen auf uns warteten. Nach einer Kopfschmerztablette und einem guten Abendessen ging es um sechs Uhr auf den Heimweg. Vorher aber telefonierte David noch mit dem Präsidenten des Ski-doo-Vereins von Amos. Er sagte ihm, dass wenn wir um zehn Uhr abends nicht zurück seien, solle er uns suchen. Der Rückweg ging dann besser, wenn auch trotzdem noch mit ein paar Pannen und Umwegen. Wir brauchten auch für den wieder viel zu lange, da die Pisten nicht richtig geräumt sind. Laut meinem Gastvater die „scheiss“ Arbeit der Leute in Val d’Or, die in dieser Saison ihre Pisten noch nicht ein einziges Mal präpariert haben. Nach einer Weile kamen wir an einem Chalet an, wo auch eine Tafel mit Kilometeranzeigen war. Auf dieser stand, dass es noch 56 Kilometer bis Amos sei. Beide waren wir sehr erleichtert, denn obwohl Ski-doo-fahren eigentlich Spass macht, da waren wir nur noch genervt. Nach etwa einer Stunde und 70 Kilometern kommen wir wiederum an ein Chalet, neue Kilometeranzeige, Amos, noch 55 Kilometer. Ich dachte ich spinne! Das kann doch nicht sein, jetzt sind wir doch so lange schon gefahren. Lustig war es echt nicht mehr! Wir folgten dann dem Weg und kamen irgendwann auf einen zugefrorenen See (obwohl die hier sowieso alle zugefroren sind, sogar die Flüsse), wo mein Gastvater dann wieder wusste, wo wir uns befinden, und das war alles andere als nur 50 Kilometer bis Amos. Aber in dem Moment, als mein Gastvater den Ski-doo ausgemacht hat, um auf die Karte zu schauen, da konnte ich in den einzigartigen Sternenhimmel schauen, und ich habe wirklich noch nie so einen schönen Sternenhimmel gesehen, und dann sah ich sogar auch noch ein kleines Nordlicht, wenn auch wirklich ganz klein! Aber immerhin, für eine Sache hat sich der Trip gelohnt.

Um neun Uhr vierzig kamen wir in Amos an, durchgefroren und mit eingeeisten Wimpern. Gérard schon fast auf seinem Ski-doo um uns suchen zu kommen. Natalie unheimlich froh uns endlich zurück zu wissen.

Fakt: So schnell bekommt uns nichts mehr auf einen Ski-doo, wir brauchen zwei Wochen Ski-doo-Ferien.
Strecke: 326 Kilometer
Zeit: 10 Stunden 40 Minuten (mit Pausen)
Temperatur: Zwischen -26°C und -33°C

Im Nachhinein lache ich natürlich über diese ganze Geschichte, auch wenn es ein wenig peinlich ist, vor allem aber auch, da in der Schule alle darüber informiert sind, denn hier ist ja jeder mit jedem irgendwie verwandt oder befreundet, so kann mein Gastvater nicht einfach seinem Arbeitskollegen erzählen was vorgefallen ist, ohne das am Tag danach meine ganze Französischklasse bescheid weiss und für mich applaudiert, da dessen Tochter ebenfalls in meiner Französischklasse ist. Super, ist ja wirklich fast nicht peinlich! Ausserdem hat David auch mit der Zeitung gesprochen gehabt, und eigentlich hätten wir diese Woche da erscheinen sollen, auf der Seite für den grössten Flop der Woche!

Lustig ist es trotzdem und wenn ich meinen Gastvater in 20 Jahren wieder sehen werde, dann werden wir über diese Geschichte immer noch lachen, denn jeder hier wird uns dass auch noch lange genug unter die Nase reiben!

Noch der kleine Beweis dafür, dass die Geschichte wahr ist.