Sonntag, 25. September 2011

25.09.2011 – Côteau-du-lac

Dieses Wochenende wurde von meinen Gasteltern um den Freitag verlängert, damit wir in die Nähe von Montréal fahren konnten.

Alleine für die achtstündige Autofahrt hat sich der Ausflug eigentlich schon gelohnt. Wir sind durch wunderschöne Landschaften des Indiansummers gefahren. Leider konnte ich aber nicht so viele gute Fotos machen (ihr müsst halt selber einmal im September/Oktober hierherkommen).

Ihr müsst es euch so vorstellen, nur noch viel leuchtender und in riesigen Wäldern, in denen jeder Baum so ist.

Das Wochenende war dann aber sehr turbulent. Wir haben eine Freundin von meiner Gastmutter besucht, die drei kleine Kinder (5 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre) hat, zusätzlich war dann aber noch eine Freundin mit zwei Kleinkindern da. Eigentlich war dann praktisch immer irgendein Kind am weinen, nun ja, da war ich dann doch froh, dass meine Gastbrüder schon 4, 7 und 9 Jahre alt sind. Am Samstag machten wir uns dann früh auf, um einer Tradition der Gebiete im Südosten Kanadas nachzugehen, wir sind Äpfel pflücken gegangen. Das war super, ich habe in meinem Leben noch nie so gute Äpfel, und vor allem dann auch in so kurzer Zeit so viele, gegessen. Aber da waren so viele Mücken und die sind richtig fiess, die Stiche sind richtig rot und jucken irre (Tobi, ich finde du darfst dir wieder das Zimmer neben mir bewohnen, dann habe ich keine Stiche mehr).

Diese Woche steht an meiner Schule nun die Wahl des neuen Präsidenten der Schüler an. Irgendwie machen die hier alle ein riesen Ding daraus. Die beiden Kandidaten haben sich jetzt mehrfach vorgestellt und Präsentationen über ihre Projekte gemacht, obwohl ich eigentlich glaube, dass die Wahl schon lange entschieden ist, es gibt einen ziemlichen Favoriten.

Übrigens kann ich jetzt auch hinter das Französischdenken und auf Französisch träumen einen Haken machen. Das Wochenende habe ich mit meiner Gastfamilie das Zimmer geteilt und jedes Mal musste ich mir morgens anhören, dass ich im Schlaf (wer schon einmal mit mir im gleichen Zimmer geschlafen hat, weiss was ich meine) auf Französisch Diskussionen mit mir selber geführt habe. Das fand ich irgendwie voll interessant, ich hätte nicht gedacht, dass ich bereits jetzt schon so weit bin auf Französisch zu träumen.

Nun wünsche ich euch herbstliche Grüsse
Eure Teresa

Montag, 19. September 2011

19.09.2011 – Arrival Camp + Hockey + vieles mehr

Meine Lieben

Ich weiss, ich bin eine schlechte Blogschreiberin, jetzt habe ich schon ganze zwei Wochen nichts mehr von mir hören lassen, obwohl es doch so viel zu erzählen gäbe.

Letztes Wochenende hatten wir mit unserem AFS-Chapter unser Arrival Camp. Dazu trafen wir uns für den Samstag in einem wunderschönen Nationalpark. Am Anfang haben uns die beiden Leiter einfach noch ein wenig über Kanada informiert, aber eigentlich wussten wir diese Dinge schon (beispielsweise das Nationalsportart Hockey ist und man hier mit Dollar bezahlt). Später haben wir dann ein wenig gewandert. Das war wunderschön, einige Bilder davon findet ihr auf meinem Facebookprofil. Ausserdem konnte ich da endlich wieder einmal Deutsch reden, was am Anfang nach fast drei Wochen irgendwie ein bisschen komisch war.

Le parc national Abiguel (Hängebrücke - Juhuuu)

Unser riesen AFS-Chapter

Am Samstagabend sind dann Rasmus (aus Dänemark) und ich noch mit einigen anderen von der Schule zu unserem ersten kanadischen Hockeyspiel gegangen. Und wie mir damals beim Hockeymatch in Davos erklärt wurde, war das Spiel wirklich viel ruppiger als in der Schweiz, was aber nicht stimmt, ist, das die Fans leiser sind, sie sind einfach nur anders! Das war super, auch wenn „unsere“ Mannschaft dann leider verloren hat.

Inzwischen haben Rasmus und ich uns eigentlich ganz gut eingelebt, wir sind ja schliesslich auch schon fast einen Monat hier (fehlt nur noch ein Tag). Die Zeit ist so schnell vergangen! In der Schule wird es eigentlich immer einfacher, wir finden jetzt Freunde und die Leute kennen uns. Aber leider bekommen wir hier überhaupt keine Sonderrechte, obwohl wir die Sprache nicht sprechen oder neu sind. Die Lehrer wissen nicht, was sie mit uns anfangen sollen, da sie keine Anweisung oder Erfahrung haben, was man mit Austauschschülern macht. Bis nächste Woche müssen wir beispielsweise für Französisch ein Buch von 250 Seiten lesen und anschliessend zwei Texte mit je 500 Wörtern schreiben gleichzeitig aber für Ethik auch noch einen Aufsatz über Frauenrechte im Iran. Das finde ich ziemlich schade. Auch wollen sie uns hier nicht in den Sportmannschaften der Schule haben, mit dem Kommentar, dass sie keine Leute nur für ein Jahr trainieren, die dann keine Zukunft in ihren grossen Mannschaften später haben werden. Das finde ich eigentlich ziemlich schwach, denn wir versuchen ja wirklich unser Bestes, und dass es nur ein Jahr ist, das ist halt nun einmal auch irgendwie das Ziel der Sache. Sonst sind aber alle sehr nett zu uns! Man lädt uns auch zu den Freitag-Abend-Partys hier ein und die anfängliche Scheu mit uns zu sprechen ist eigentlich so gut wie verflogen.

Manchmal wünsche ich mir hier, wie „Die wilden Hühner“, dass man die Erinnerungen in Marmeladengläser stecken könnte um in Zeiten von Heimweh ein wenig daran schnuppern zu können oder sie mit euch zu teilen! Mir geht es hier wirklich gut und ich erlebe so viel Neues! Aber trotzdem wünsche ich mir manchmal, dass ihr hier bei mir sein könntet und ich euch das alles zeigen kann! Die Schule, meine neuen Freunde, meine Gastfamilie, meine „Small-Town“ und die wunderschöne Natur!

Ich habe euch lieb!

Eure Teresa

Montag, 5. September 2011

5.9.2011 – Zwei Wochen

Jetzt bin ich schon zwei Wochen in Kanada und die Zeit scheint wie im Fluge vergangen zu sein. Wenn ich mir aber überlege, was ich in diesen zwei Wochen schon alles an neuen Dingen kennen gelernt, neu erfahren, erlebt und mitgelebt habe, dann habe ich den Eindruck, dass es viel mehr als nur zwei Wochen sind!

Am Freitag hatte ich dann meinen ersten offiziellen Schultag, so wie er auf dem Stundenplan steht, das war ein bisschen speziell, denn ich habe nicht wie in der Schweiz eine Klasse mit der ich alle Fächer gemeinsam habe, sondern Kurse und in jedem Kurs eine eigene Zusammenstellung von Schülern. So war es meine Aufgabe, alleine meine Schulzimmer zu finden, was sich irgendwie als gar nicht so einfach herausstellte, da das Schulhaus einfach überdimensioniert und ungeordnet erscheint. Wenn ich dann aber die Zimmer gefunden habe, war er Unterricht meist gar nicht so schlimm und sowieso nur Einführung ins neue Schuljahr. Mit dem Französisch hatte ich bis auf Mathe keine Probleme, denn es waren ja „normale“ Gespräche, von alltäglichen Schuldingen wie „Bringt bitte nächstes mal eure Ordner und Blätter mit“, aber in Mathe war ich voll überfordert mit Begriffen wie „Gleichung“ oder „Oberflächeninhalt“ auf Französisch, die dann leider auch nicht in meinem „Französisch für Anfänger – Mini Plus“-Wörterbuch vorhanden waren. Nun ja, für den ersten Tag lief es eigentlich gut und dann war ja auch schon wieder Wochenende!

Fürs Wochenende hatte meine Gastfamilie geplant, einmal in eine etwas grössere Stadt zum Einkaufen zu fahren und mir dann auch gleich eine Winterjacke zu verpassen. Doch Einkaufen sieht hier leider nicht so wie bummeln durch die Bahnhofstrasse (Zürcher wissen was ich meine) aus, sondern „Wir suchen uns ein Shoppingcenter in Grösse XXXXXXXXL“. Am Samstag fand ich es noch ganz lustig, dass mir meine Gastfamilie schon jetzt, Anfang September, eine Winterjacke kauft, aber inzwischen kann ich sie sogar verstehen.

Heute war ich zum ersten Mal mit meiner Gastfamilie im Waldhaus, von dem meine Gastbrüder die ganze Zeit sehr schwärmen, und jetzt verstehe ich warum, es ist wirklich sehr schön. Es liegt mitten im Wald und man muss dorthin laufen oder das „Dreirad“ nehmen. Es war sehr schön im Wald, denn ausser dem Haus gibt es dort nichts und man kann Tiere beobachten, aber es war so kalt. Als meine Gastbrüder heute Morgen in Winterjacken, Regenhosen, Mützen und Handschuhe verpackt wurden, habe ich noch in mich hineingeschmunzelt, und nur mehr oder weniger widerwillig auch für mich einen Schal und eine zweite Jacke mitgenommen. Aber ich war später sehr froh. Es war neblig mit wunderbaren 7°C um Mittagszeit. Wir haben dort dann Mittag gegessen, warme Sandwichs vom Ofen… Mmmh….

Meine Gastbrüder auf dem "Dreirad"

Camp

mmmhm...

Unsere Rampe zum Schlitteln (Schlitteln -> Schweizerdeutsch -> Schlitten fahren)

Bis jetzt habe ich meine Entscheidung nach Kanada gegangen zu sein, noch nicht bereut. Jeden Tag lerne ich neue Dinge kennen und meine Gastfamilie lernt Dinge von mir kennen. Wir haben eine gute Beziehung zueinander, was mich sehr froh macht. Irgendwie sind wir auf der gleichen Wellenlänge, aber sogar wenn wir so langweilige Spiele wie Scrabbel (für mein Französisch) spielen, lachen wir uns manchmal halb tot, weil irgendetwas lustig war.

Manchmal habe ich natürlich auch ein wenig Heimweh nach den Menschen, die mir sehr nahe stehen, wie meine Familie und meine Freunde, von denen ich hier nicht so viel höre wie normalerweise in der Schweiz. Aber auch wenn ich nicht dazu komme mich oft bei euch zu melden, möchte ich, dass ihr wisst, dass ich euch unendlich gern habe!

Liebe Grüsse von der bald erfrierenden Teresa